“Könntest Du vielleicht mal was darüber schreiben, wie Du das so mit den Steuern und Krankenversicherung / Altersvorsorge etc. machst? Dein Einkommen hört sich ja super an, aber wie viel geht dann da noch weg bzw. bleibt Dir am Ende übrig? Oder muss man auf Online-Einkommen keine Steuern zahlen?”
-Steffi, per Kommentar
Diese Anfrage erreichte mich vor einer Weile und erinnerte mich daran, dass ich schon länger einmal angekündigt hatte, über die Kosten eines Online Business’ zu schreiben. Da dieses Thema viele von euch interessiert, werde ich es mir heute vornehmen.
Nur vorneweg: Ich spreche hier ausschließlich über mein eigenes Business, ich bin Freiberuflerin und habe ein Gewerbe, keine eingetragene Firma im Handelsregister.
Ich ermittle meinen Gewinn bzw. Verlust mit der EÜR (Einnahmen-Überschuss-Rechnung). In eine ganz normale Excel-Tabelle trage ich auf der einen Seite alle Einnahmen, auf der anderen Seite alle Ausgaben ein. Die Differenz trage ich in meine Steuererklärung ein. Das mache ich einmal für meine freiberufliche Tätigkeit und einmal für mein Gewerbe. Ich bin verheiratet und deshalb gelten für mich natürlich auch noch andere Vorgaben und Grenzen, als für Singles.
Steuern
Zuallererst mal: oh man, es wär einfach nur genial, wenn man auf Online-Einkommen keine Steuern zahlen müsste! Aber so einfach ist es natürlich nicht.
Jedes Mitglied im VA-Camp hat das schon dutzendmal von mir gehört. Aber ich bin keine Steuerberaterin, ich kann und werde keine Tipps zu Steuern geben und empfehle jedem (!) Menschen mit Online Business einen guten Steuerberater.
Online-Einkommen ist ganz normales Einkommen und damit nicht steuerfrei. Für Alleinstehende gilt ein Freibetrag, den aktuellen kannst Du ganz einfach ergooglen. Gebe ich ihn jetzt an, ist er in wenigen Monaten veraltet. Auf diesen Freibetrag zahlst Du keine Einkommenssteuer. Ab jedem weiteren Euro über dem Freibetrag wird anhand Deiner Steuerklasse Deine Einkommenssteuer berechnet.
Natürlich kannst Du sämtliche Kosten rund um Dein Online Business als Betriebsausgaben ansetzen.
Für das Jahr 2016 hatte ich relativ hohe Ausgaben und habe dementsprechend keine Steuern gezahlt. Im Gegenteil: ich bekam knapp 760€ zurückerstattet, die ich während meines Angestelltenverhältnisses gezahlt hatte.
Krankenversicherung
Für Selbstständige gibt es mehrere Möglichkeiten; zum einen kannst Du Dich freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern, Dich privat versichern und dann gibt es noch die Möglichkeit, Dich bei der KSK zu versichern, der Künstlersozialkasse. Hier greifen allerdings besondere Voraussetzungen, die Du erfüllen musst. So muss ein Hauptteil Deines Einkommens aus künstlerischer/ freiberuflicher Tätigkeit stammen. (Aber auch hier: bitte direkt bei der KSK informieren!)
Ich bin freiwillig gesetzlich versichert bei der TK. Dort war ich schon als Angestellte und sehr zufrieden mit den Leistungen. Mein Beitrag am Anfang war mit knapp 400€ monatlich relativ hoch. Ich habe dann einen Antrag auf Beitragsreduktion gestellt und das wurde auch genehmigt.
Inzwischen zahle ich 275€ monatlich, was immer noch eine stattliche Summe ist. Ich habe mich für einen Tarif mit Krankengeld entschieden (die Differenz lag bei ca. 10-20€ pro Monat) und bin jetzt auch sehr froh, denn das bedeutet, dass ich 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt meines Sohnes Mutterschaftsgeld bekomme.
Nach der Geburt werde ich außerdem 1 Jahr Elternzeit nehmen und bin dann gemeinsam mit dem Kind über meinen Mann familienversichert.
Update 2023: Ich habe einen Job im Familienunternehmen, über diesen bin ich versichert. Sobald ich den “Brotjob” zurückfahre und wieder mehr meiner Arbeitszeit ins Online Business stecke, werde ich mich aber immer wieder für die freiwillig gesetzliche KV entscheiden.
Altersvorsorge
Ich habe die Altersvorsorge das erste Jahr meiner Vollzeit-Selbstständigkeit vernachlässigt. Seit einiger Zeit habe ich eine private Rentenversicherung, in die ich ca. 20€ pro Monat einzahle. Diese Beiträge kann ich mit steigendem Einkommen erhöhen.
Manche Berufszweige sind verpflichtet, in die Rentenversicherung einzuzahlen. Da am besten mal bei der Deutschen Rentenversicherung nachfragen!
Update 2023: Mein Mann und ich investieren seit gut 4-5 Jahren monatlich 10% unseres Einkommens in verschiedene ETFs. Riester & Co nutze ich persönlich gar nicht, ich fühle mich so ganz wohl. Ist auch extrem wichtig, gerade, da wir als Frauen statistisch einfach häufiger von Altersarmut betroffen sind (gerade wenn wir Kinder haben).
Rücklagen
Für einen potentiellen Austausch meines Laptops, der in 1-2 Jahren fällig sein wird, bilde ich jeden Monat eine Rücklage in Höhe von 1/36 des Kaufpreises. Das sind 55€ pro Monat. Generell bietet es sich an, Rücklagen für Dinge, die unverhandelbar sind, zu bilden. Für mich ist das mein MacBook. Meine Technik muss funktionieren, nahtlos. Deshalb gehe ich hier keine Kompromisse in und bilde Rücklagen.
Je nach Höhe Deines Einkommens kann es sich empfehlen, weitere Rücklagen für Steuernachzahlungen oder Nachforderungen Deiner Krankenkasse zu bilden (wenn Dein berechneter Beitrag zu gering war).
Update 2023: Auch für das sonstige Leben ist es notwendig, dass Du Dir ein finanzielles Polster aufbaust. Gerade die Pandemie oder Energiekrise zeigen, wie unabdingbar das ist.
Weiterbildung
Hier habe ich kein fixes Budget, aber ich halte diesen Punkt für die wichtigste Businessausgabe überhaupt. Ich investiere regelmäßig in neue Bücher oder Kurse, die mir nützlich sind und die ich auch wirklich nutzen werde!
Nichts ist schlimmer, als Dir einen Haufen an Weiterbildungsmaterial zu besorgen, der Dir dann im Nacken sitzt und den Du nie wieder anfasst.
Im Jahr 2016 hatte ich mit ca. 250€ pro Monat vergleichsweise hohe Kosten, das lag an der Yogalehrerausbildung, deren Learnings ich für mein Business nutze.
2017 werden sie sich voraussichtlich auf etwa 100€ pro Monat belaufen.
Update 2023: Inzwischen habe ich hier kaum Budget, ich nutze tatsächlich fast nur kostenfreie Ressourcen (Blogposts, die ich mir über Pinterest heraussuche und Videos auf YouTube, eine Universität unter Deinen Fingerspitzen – nutze sie!)
Virtuelle Assistenz
Seit einer ganzen Weile habe ich selbst eine VA, mit der ich zusammenarbeite. Primär habe ich einen Teil des Communitymanagements und meine Social Media Planung ausgelagert (beste Businessinvestition ever!). Der Aufwand hierfür hängt ein bisschen vom Arbeitsaufkommen ab, beläuft sich aber meistens auf etwa 100€ pro Monat.
Update 2023: Ich habe derzeit keine VA mehr, sondern führe das Online Business 100% alleine mit meinem Mann. Diese Kosten sind also momentan hinfällig.
Abonnements und Tools
Sonstige Kosten für mein Business beinhalten:
Mailchimp
Ich nutze Mailchimp für meine Newsletter und Automations (sprich: Leser meldet sich an und erhält automatisch eine E-Mail-Reihe wie z.B. “5 Tage für mehr Fülle in Deinem Leben”).
Die Kosten für Mailchimp sind gestaffelt nach Anzahl der Subscriber, bei uns belaufen sie sich derzeit auf $25 pro Monat.
Update 2023: Ich schreibe keine Newsletter, ich bin da nicht geeignet für. Diese Kosten fallen nicht mehr an.
Canva
Ohne Canva geht für mich gar nichts. Ich erstelle und bearbeite alle meine Grafiken hier und habe dementsprechend auch ein Abonnement. Monatlich kostet dieses Abo $10.
Update 2023: Das zahle ich bis heute liebend gerne Monat für Monat – bestes Businesstool ever.
PayPal
Bei PayPal werden die Gebühren direkt abgezogen, es gibt also keine monatliche Nutzungsgebühr. Pro Transaktion wird ein Festbetrag und ein prozentualer Anteil des Verkaufspreises fällig.
Bei einem Betrag von 5,99€ fallen 0,46€ Gebühren an, also bleiben 5,53€ übrig.
Update 2023: Ich verkaufe meine Bücher ausschließlich über Amazon bzw. biete sie auf Kindle Unlimited an. Amazon zweigt alle Gebühren direkt ab, PayPal-Gebühren werden nicht mehr fällig.
Tailwind
Nach einem totalen Reinfall mit BoardBooster, das ich früher an dieser Stelle empfohlen habe – genau so lange, bis es mich selbst tierisch nervte, nutze ich nun seit einiger Zeit Tailwind, um mein Pinterest etwas mehr zu automatisieren. Ich LIEBE Tailwind! Meine Zahlen gehen – je nach Pinterestalgorithmus durch die Decke, sind aber konstant im guten fünfstelligen Bereich unterwegs. Ich habe mir nach dem Anschauen des Anleitungsvideos sofort für eine Premiummitgliedschaft entschieden, die kostet um die 120€ pro Jahr.
Update 2023: Tailwind und ich sind immer noch extrem dicke, das gebe ich nicht mehr her, im Gegenteil. Mein Pinterest für das Jahr 2023 ist fast komplett vorgeplant. Die 120€ zahle ich liebend gerne.
Stockfotos
Hin und wieder kaufe ich Stockfotos für meine Artikel. Derzeit nutze ich Depositphotos, ab und zu auch wieder Bigstock. Beide haben ein ähnliches Angebot und ich kann sie wirklich empfehlen.
Grob überschlagen zahle ich etwa 5 Euro pro Monat für Stockfotos, denn meistens verwende ich kostenfreie Ressourcen. Es gibt hier richtig viele gute Quellen, z.B. Unsplash oder Canva, vor allem mit Canva Pro hast Du ein riesiges Sammelsurium an Bildern, die Du für Deine Website verwenden kannst.
Ich persönlich glaube, dass die Zeiten, in denen das Bild gut sein musste, um Menschen anzuziehen, dahin sind. Ein relevantes bild, das zum Stil des Blogs passt, helle Farben, mehr braucht es oft nicht.
Mein Fazit
Du siehst also, ich bin eine ziemlich sparsame Unternehmerin. Ich gebe für Dinge, die mir wirklich etwas helfen (etwa Tailwind oder Canva) wirklich gerne Geld aus. Alles andere versuche ich, so sehr zu bootstrappen wie es möglich ist.
Ich habe außerdem den Vorteil, dass wir extrem sparsam leben, also auch geringe monatliche Lebenshaltungskosten haben und mein Mann während meines ersten Aufbaujahres einen Großteil dieser Kosten übernommen hat.
Hätte ich das nicht, hätte ich entweder meine Ersparnisse angekratzt oder noch mehr Kundenprojekte angenommen. So haben wir jetzt den Fokus darauf gelegt, passives Einkommen aufzubauen.
Hast Du noch Fragen zu meinen monatlichen Ausgaben? Immer her damit!
Marilena meint
Hallo Andrea,
ein wirklich sehr gelungener Beitrag. Kurz und knackig auf den Punkt gebracht! 🙂 Natürlich deckt er nicht alles ab, aber das kann auch niemand erwarten. Ein wenig Eigenrecherche gehört schließlich dazu, wenn man selbst etwas auf die Beine stellen will.
Ich selbst bin noch am Anfang meines Online-Business’, bin aber höchst motiviert voll durchzustarten. Da kamen deine Tipps und Insides genau richtig. Vielen Dank dafür.
Mach weiter so und ganz liebe Grüße aus Hamburg,
Marilena
Andrea meint
Huhu Marilena,
lieben Dank für Deinen Kommentar!
Viele Ausgaben sind auch von Person zu Person unterschiedlich 🙂 Krankenversicherung o.ä. hängt von so viel ab! Und ich bin eher so in Richtung “lean business” orientiert 😉 Ich halte meine Ausgaben gern so gering wie möglich.
Und yeah! Ganz viel Erfolg für Deinen Weg!!
Alles Liebe
Andrea
Fortunalista meint
Hey Andrea,
Danke für deinen inspirierenden Input! Toll, wie Du deine Leser mitnimmst und dein Wissen teilst! as ist echt sehr hilfreich und motivierend.
Was die Altersvorsorge betrifft, sollte man es wirklich nicht außer Acht lassen! Besonders wenn man selbstständig ist, ist eine gute Anlage wichtig. Oder in deinem Fall ja die Rürup-Rente.
Schau doch auch mal bei mir vorbei. [Link entfernt]
Auf meinem Blog befass ich mich ebenfalls mit Geld, Reichtum und zukunftssicheren Anlagen.
Herzliche Grüße
Margarethe
Andrea meint
Liebe Margarethe,
vielen Dank für Deinen Kommentar 🙂 Ich guck mich gleich mal bei Dir um! Und ja, Du hast vollkommen Recht. Allzu lange zurückstellen sollte man die Altersvorsorge nicht!
Liebe Grüße
Andrea